Grundlagen der Kognitionspsychologie - Netzwerkhierarchie COLLINS & QUILLIAN (1969/1972)

Das Modell des hierarchischen Netzwerkes

Das Modell des hierarchischen Netzwerks befasst sich mit Repräsentationen und Verarbeitung semantischen Wissens

1.Semantisches Wissen ist ein Netzwerk miteinander verbundener Begriffe
Begriffe werden als Knoten verstanden
Diese sind hierarchisch geordnet
je höher die Inklusivität eines Begriffes, umso höher ist seine Hierarchieposition (Tier über Vogel, da Vogel im Oberbegriff Tier enthalten)
Jeder Knoten hat drei Beziehungstypen

  1. Subbeziehungen
  2. ISA-Beziehungen ( "is a" im Sinne von "ist-ein", also "für")
  3. Eigenschaftsrelationen ("hat" als Relation zwischen Vogel und Flügel)

2. Kognitive Ökonomie:
besonders ökonomische Speicherungsart der Eigenschaften: jede ist nur 1x repräsentiert, und zwar auf höchstmöglichem Niveau
Da jede Eigenschaft und ihre Attribute nur 1x gespeichert werden muß, können Kapazitäten freigehalten werden
- wie bei PC-Programmen, in welche das Modell auch implementiert wurde.

3. Semantisches Wissen wird hoch organisiert und mit internen Relationen gespeichert.
Hierdurch werden Begriffsbeziehungen erkennbar (Vögel und Tiere)
Interne Verbindungen definieren Suchwege im Gedächtnisspeicher.

4. Ebenenwechsel innerhalb der Hierarchie erfordert Zeit
je mehr Ebenen durchsucht werden, umso mehr Zeit benötigt man zur Verifikation eines Satzes.
Verifikation besteht oft aus Inferenzprozessen, also der Suche nach miteinander verbundenen Wegen
Es dauert tatsächlich länger, den Satz "Ein Kanarienvogel ist ein Tier" zu verstehen, als den Satz "Ein Kanarienvogel ist ein Vogel"
"Tier" liegt 2 Ebenen, "Vogel" jedoch nur 1 Ebene über dem Wort "Kanarienvogel"

Widersprüchliche Befunde zum Modell:

1."Bär ist ein Tier" wird schneller erkannt, als "Bär ist ein Säugetier"
Statements werden umso schneller verifiziert, je enger die Begriffsbeurteilung (Häufigkeitseffekt)
Dies ist ein Widerspruch zu Annahme 4

2. Manche Kategoerien werden schneller verifiziert, als andere, selbst, wenn beide Kategorien gleichweit vom übergeordneten Begriff
entfernt sind: "Rotkehlchen ist ein Vogel" wird schneller verifiziert, als "Ein Huhn ist ein Vogel"
Diese "Typizität" der Begriffe beeinflußt die Reaktionszeiten sehr stark. (Ein R. ist ein typischerer Vogel als ein Huhn)
Solche Typizitätseffekte werden vom Modell nicht berücksichtigt.
Grenzen des Modells werden aufgrund solch fließender semantischer Begriffsgrenzen sichtbar
Dies ist ein Widerspruch zur Annahme 1 und 4

3. Langsame Reaktionszeiten traten ungeachtet des Abstandes in der Hierarchie auf, wenn Nomen und Eigenschaft nur schwach miteinander verknüpft waren. Dies ist ein Widerspruch zur Annahme einer hierarchischen Netzwerkstruktur und der kognitiven Ökonomie




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