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Die
Theorie des überlegten Handelns und die Theorie des geplanten Verhaltens
Literatur:
Theorien der Sozialpsychologie Bd. I (Frey/Irle Hrsg)
Kognitive Theorien Verlag Hans Huber 2.Aufl.1993
Sozialpsychologie (Frey/Greif) Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen
4.Aufl.1997 Beltz Verlag Psychologie Verlags Union
1. Grundlagen
- La Piere bereiste in den 30er Jahren zusammen mit einem
chinesischen Ehepaar die USA und hatte die Sorge,
ob man wohl Aufnahme in Hotels finden würde, da
es weitverbreitete Vorurteile gegen Chinesen gab.
Jedoch wurden sie nur in 1 von über 200 Hotels abgewiesen.
6 Monate später versandte La Piere Briefe an dieselben
Hotels und fragte nach, ob das jeweilige Hotel oder
Restaurant Chinesen akzeptieren würde: 92% lehnten
dies nun ab!
- dies wurde als Beleg für die fehlende Konstistenz
zwischen Einstellungen und anderen verbalen Angaben
einerseits und beobachtbarem Verhalten andererseits
zitiert
- Einstellungen und Verhalten stehen in keiner engen
Beziehung (Ajzen & Fishbein, 1970)
- somit kann man anscheinend Verhalten nicht durch Einstellungen
vorhersagen
Um dennoch Zusammenhänge zu prüfen, wurden differenziertere
Fragestellungen eingeführt, insbesondere
hinsichtlich der meßtheoretischen Faktoren, aber
auch bzgl. der sonstigen moderierenden Faktoren des
Einstellungs-Verhaltens- Zusammenhangs.
- Handlungsaspekt:
Welches Verhalten soll untersucht werden?
- kann allgemein sein, eine bestimmte Klasse
von Verhalten umfassen oder eine eng umrissene Verhaltensweise beinhalten
- Zielaspekt
Auf welches Ziel ist das Verhalten gerichtet?
(Freund helfen/ Bundeskanzler wählen/ Auto kaufen)
- Kontextaspekt
innerhalb welchem Kontext wird das Verhalten ausgeführt
(öffentlich/privat, Demokratie/Diktatur, viel Geld/wenig Geld etc)
- Zeitaspekt
zu welchem Zeitpunkt soll das Verhalten ausgeführt
werden?
- Operationalisierung dergestalt, daß alle genannten
Einstellungs- UND Verhaltenskomponenten einen
vergleichbaren Spezifizierungsgrad aufweisen (
Prinzip der Korrespondenz)
- Substantielle Korrelationen zwischen Einstellungen
und Verhalten fanden sich nur, wenn beide Konzepte
vergleichbar spezifisch erfasst wurden
Davidson und Jaccard (1979): Einstellung von Frauen zur
Einnahme von Antibabypillen:
- bei globaler Fragestellung nur geringe Korrelation,
je spezifischer die Fragestellung jedoch erhoben wurde, umso höher
stieg die Korrelation (bis hin zu > 0.57 für
die Einstellung, die Pille in den nächsten 2 Jahren zu nehmen)
- dennoch kann bei sehr globalen Einstellungsoperationalisierungen
sehr
wohl auch ein globaler Verhaltenszusammenhang
sich ergeben (Umweltschutz)
- Globale Einstellungen sind dann gute Verhaltensprädiktoren,
wenn auf der Verhaltensseite wiederholte Messungen ein
und derselben Handlung oder multipler Handlungen
vorliegen.
- zur Vorhersage singulärer Handlungen sind sie
weniger geeignet
- affektiv-kognitiv inkonsistente Einstellungen weisen
eine geringe zeitliche Stabilität auf
- bei Inkonsistenz von Einstellungskomponenten
verändern Personen eine oder beide Komponenten, so daß wieder
affektiv-kognitive Konsistenz
entsteht
- affektiv-kognitiv konsistente Einstellungen sind bessere
Verhaltensprädiktoren, als inkonsistente Einstellungen
- Einstellungen, die auf persönlichen Erfahrungen
beruhen, sind bessere Prädiktoren beobachtbaren Verhaltens,
als Erfahrungen, die nicht aus eigener Erfahrung
entstanden sind (Fazio & Zanna 1981)
- Einstellungen aus direkten Erfahrungen
- sind vielschichtiger und komplexer
(und lassen sich daher nicht nicht in einer einzigen affektiven Reaktion
vorhersagen)
(Schlegel
und di Tecco)
hingegen sind diese nach Fazio & Zanna 1981 (und
ich meine, daß schließt sich nicht aus, d.Verf)
- ausgezeichnet durch bessere
Klarheit
- bessere Unterscheidbarkeit von anderen
Einstellungspositionen
- bessere Verfügbarkeit (leichter
abrufbar)
- größere zeitliche Stabilität
Experiment ( Regan & Fazio1977) zur Enge des
Zusammenhangs zwischen E+V bei direkter Erfahrung:
- Verhalten bei Wohnungsnot wurde besser durch
solche Einstellungen vorhergesagt, die auf direkten Erfahrungen
mit
der Wohnungsknappheit beruhten (Unterzeichnen von Aufrufen gegen Wohnungsnot)
- relevant dürften auch weitere Variablen sein,
z.B. Ambiguität der mit dem Einstellungsobjekt verbundenen Konsequenzen
- je nachdem, welche Konsequenzen
für ein Individuum relevant erscheinen, wird es unterschiedliche Verhaltensweisen
zeigen
- je komplexer die Einstellungsstruktur, umso schwieriger
wird die Abbildung durch eine einzige affektive Reaktion
- daher Absinken der Vorhersagekraft der affektiven Einstellungskomponente
in bezug auf korrespondierendes Verhalten
2. Die Theorie des überlegten Handelns
- Fishbein und Ajzen 1975
- Vorhersage von Handlungen (nicht Objekten!),
über deren Ausführung oder Unterlassung eine Person nachdenkt
- es geht also nicht um Einstellungen gegenüber
Objekten, sondern um Einstellungen zu Verhaltensweisen
- lt.Theorie wird Verhalten direkt durch Intentionen
gesteuert (einzige direkte Determinante des Verh. ist Intention)
- um Verhalten vorhersagen zu können, müssen
also diejenigen Faktoren gesucht werden, die Verhaltensintentionen
determinieren
2.1. Einstellung und subjektive Norm
- Verhaltensintention ist Funktion aus Einstellungskomponente
und sozial/subjektiver Normkomponente
- beide sind relativ unabhängig voneinander, so
daß eine additive Verknüpfung möglich ist
- Einstellungskomponente: wird
die Durchführung eines bestimmten Verhaltens von P. positiv oder negativ
bewertet
- subjektive Normkomponente:
individuelle Wahrnehmung des sozialen Umgebungsdruckes
Meinung über best.Verhaltensergebnisse und Bewertung dieser Ergebnisse | Einstellung zum Verhalten | ||
Relative Wichtigkeit von Einstellungs- und normativen Überlegungen | >>>>>>>Absicht >>>>>> | >>>>>>>Verhalten | |
Meinung über sozialeErwartung und Ausführungsmotivation | Subjektive Norm |
Personen führen ein Verhalten aus, welches sie selbst
positiv bewerten, und von dem sie glauben, daß für sie bedeutsame
Personen es ebenfalls positiv bewerten würden, wenn sie dieses Verhalten
zeigen würden.
- Gewicht der jeweiligen Komponenten variiert
2.2. Determinanten der Einstellungs- und subjektive
Normkomponente
- Einstellung wird durch aktuelle Überzeugungen
(beliefs) determiniert
- Bezug zur Auftretenwahrscheinlichkeit relativer Konsequenzen
auf das Verhalten
- eine Person, die glaubt, daß ein bestimmtes Verhalten
mit hoher Wahrscheinlichkeit zu positiven und/oder mit
geringer Wahrscheinlichkeit zu negativen Konsequenzen
führen wird, wird eine positive Einstellung zur Ausführung
eines solchen erhaltens besitzen.
Glaubt die Person, daß mit hoher Wahrscheinlichkeit
negative bzw. mit geringer Wahrscheinlichkeit posititive
Konsequenzen eintreten, wird (vermutlich)
eine negative Einstellung zeigen.
- Verhaltensüberzeugungen werden durch die Bewertung
der Verhaltenskonsequenz gewichtet, das ergibt ein Modell nach
dem Schema Erwartung x Wert
2.3. Grundlage der subjektiven Normkomponente
- ebenfalls eine Funktion von Überzeugungen und
derer Bewertungen
- jedoch in bezug dazu, wie relevante Bezugspersonen/-gruppen
dieses Verhalten begrüßen oder ablehnen
- >Verhaltenswirksamkeit hängt von der Bewertung
ab
- Kenntnis der beschriebenen Positionen ist ausreichend,
um Verhalten vorherzusagen
- sonstige Variablen (demographische Charakteristika
oder Persönlichkeitsvariablen) haben keinen direkten Einfluß
auf das Verhalten, sondern wirken nur vermittelnd
auf Überzeugungen und Bewertungen.
2.4. Empirische Überprüfung der Theorie
- Messung der Variablen
- Einstellung (semantisches
Differential)
- Subjektive Norm
- Intention zur Durchführung
einer Verhaltensweise
- tatsächliches Verhalten
(Beobachtung/Verhaltensbericht)
Beispiel Pille: (Ajzen & Fishbein 1980)
Je sicherer eine Frau war, daß die Pilleneinnahme
keine negativen Konsequenzen habe, umso eher intendierte Sie,
die Pille zu nehmen.
Ebenso bei der Überzeugung, die Pille sei die beste
verfügbare Methode der Verhütung
- nomativ wurde die Intention zur Einnahme gefördert,
wenn relevant Bezugspersonen (Partner/Arzt) dies befürworteten.
Forschungsergebnisse:
- Menschen handeln in Übereinstimmung mit ihren
Intentionen.
- theoretisch angenommene lineare Kombination von
Einstellungen und subjektiver Norm erlaubt höchst genaue
Intentionsvorhersagen
- meist übersteigt die relative Einstellungskomponente
den der subjektiven Norm
- nach Tajfel (Theorie
der sozialen Identität) differenziert sich menschliches Verhalten
nach den situativen Umständen, die
Situationen variieren
auf einem Kontinuum zwischen primär interindividuell und primär
intergruppal.
Demnach können subjektive
Normen dann eine größere Rolle bei der Vorhersage von
Verhaltensintentonen spielen,
wenn das Individuum als
Mitglied einer Gruppe handelt.
- je stärker die Aktivierung
des sozialen Netzwerkes, umso größere Wirkungsrelevanz bei sozialen
Normen
2.5.Grenzen der Anwendung des Models des überlegten
Handelns
- Verhaltensvorhersage nur für willentlich kontrollierte
Handlungen/Verhalten
- dazu gehören z.B. Gewohnheiten nicht ( kein überlegtes,
"freiwilliges" Verhalten)
2.6. Zeiteffekte bei Intentionsänderung
- Vermeidungsgradient steiler als der Annäherungsgradient
- negative Aspekte eines Verhaltens werden umso salienter,
je näher das Verhalten rückt
- dadurch kann es dazu kommen, daß Intentionen
durch Umgewichtung plötzlich revidiert werden
- Änderungen von Intentionen auch aufgrund unvorhergesehener
Ereignisse
- Intentions-Verhaltens-Korrelationen sind umso stärker,
je geringer der Zeitabstand zwischen Intentionsmessung und
Verhaltensausführung ist
- Feststellung von Aggregatintentionen (ermöglicht
längerfristige Vorhersage von Konsumentenverhalten)
- z.B. nur 41% befragter Frauen hatten nach 6
bzw. 10 Jahren tatsächlich die in der Erstbefragung geplanten Kinder
- im Durchschnitt stimmte aber die tatsächliche
Familiengröße mit der intendierten Familiengröße
überein
2.7. Sicherheit der Intentionen
- Intentionen variieren mit der mit ihnen verbundenen
Sicherheit (Stärke) und Richtung
- Stärkeänderungen können auch ohne Verhaltensänderung
eintreten
- starke Intentionen werden auch durch neue Informationen
nur gering beeinflußt und bewirken daher keine/geringe
Verhaltensänderung
- bei geringer Sicherheit können schon gering wichtige,
nichtantizipierte Ereignisse Intentionsveränderungen bewirken,
so daß sofortige Verhaltensänderung
erfolgt
- Intentions-Verhaltens-Korrelationen sollten also umso
höher ausfallen, je höher die verknüpfte Sicherheit ist.
- überprüft v. Ajzen & Fishbein
1982
- Studenten gaben an, ob Sie Vpn werden
wollten und die damit verbundene Sicherheit, es sein zu wollen
- nach Mediansplit je 1 Gruppe hohe /1 Gruppe
niedrige Sicherheit
- Intentions-Verhaltens-Korrelation war
signifikant höher bei Vpn mit hoher Intentionssicherheit
- Fazio & Zanna (1978) mit hoher Sicherheit verbundene
Einstellungen waren bessere Prädiktoren für Verhalten,
als Einstellungen, die mit niedriger Sicherheit
verbunden waren
2.8. Öffentliche Festlegung auf die Intentionen
(Commitment)
- Frage der öffentlichen Verpflichtung für
eine Person
- öffentliches Aussprechen erhöht die Verhaltensbereitschaft
2.9. Interindividuelle Unterschiede
2.9.1. Self Monitoring
Snyder (1974/1982): Differenzierung von Personen, deren
Verhalten (nicht Einstellungen) eher von situativen
Hinweisreizen (cues) oder von inneren Merkmalen
(Einstellungen, Werten,Dispositionen) gesteuert wird
- Self-monitoring-Skala: wird eine Person mehr von inneren
Merkmalen (niedriges self monitoring) oder
von situationalen Erfordernissen (hohes self monitoring)
geleitet
- P mit niedrigem self monitoring werden innengeleitet
und sind daher relativ stabil
- dies führt zu höheren Einstellungs-
Verhaltens-Korrelationen
- P. mit hohem self monitoring sind sensitiv gegenüber
externen cues (situationalen Hinweisreizen)
- Personen mit hohem self monitoring sind sensitiver
für die Umgebungserwartung (subjektive Normkompnente)
und eher motiviert, dieser Erwartung
zu entsprechen
2.9.2. Selbstaufmerksamkeit
- Theorie des überlegten Handelns setzt Reflexion
des Verhaltens kurz vor dessen Ausführung voraus
- dies ist auch Gegenstand der
Theorie der Selbstaufmerksamkeit (Duval & Wicklund)
- Selbstaufmerksamkeit bewirkt eine Aktualisierung und
Intensivierung der Aspekte des Selbst.
- dies bedingt eine Tendenz, im Zustand der Selbstaufmerksamkeit
Einstellung und Verhalten zu synchronisieren
- Korrelation zwischen gemessener Einstellung im Zustand
der Selbstaufmerksamkeit und späterem Verhalten ist höher
- Diskrepanzen werden im Zustand der Selbstaufmerksamkeit
aversiv erlebt und führen zum Motiv, dieselben zu beseitigen
- in der Theorie des überlegten Handelns betrachtet
man diesen Effekt als Ergebnis des Umstandes, daß im Zustand der
Selbstaufmerksamkeit Einstellungen und Intentionen
besonders salient sind, und daher die Verhaltensentscheidungen
auch eher beeinflussen können
2.9.3. Selbstkonsistenz
- Bem & Allen (1974)
- Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten nur,
wenn Verhaltensbeschreibungen über diverse Situationen hinweg
konsistent
3. Die Theorie des geplanten Verhaltens
- Ergänzung der Theorie des
überlegten Handelns
- Intention als alleiniger Prädiktor für Verhalten
unzureichend, wenn persönliche Kontrolle eingeschränkt ist
- neue Komponente: wahrgenommene Verhaltenskontrolle
(perceived behavioral control)
- wahrgenommene, also willentliche Verhaltenskontrolle
determiniert das Verhalten
- die wahrgenommene Verhaltenskontrolle wirkt einmal
auf die Intention (Version 1) oder direkt auf das Verhalten (Version 2)
- demnach sagen Intentionen nur den Versuch der Verhaltensausführung
vorher,
nicht notwendigerweise dessen Ausführung
- tritt das Verhalten nicht auf, haben sich entweder
die Intentionen geändert, oder aber die Verhaltensrealisierung ist
der
Kontrolle der Person entzogen
- um Verhalten vorhersagen zu können, muß bekannt
sein, inwieweit Verhaltenskontrolle wahrgenommen wird oder möglich
ist
- Ermittlung der tatsächlichen Verhaltenskontrolle
schwierig
- Ermittlung der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle relativ
einfach: je mehr Ressourcen, Fertigkeiten und Verhaltensmöglich-
keiten eine Person zu besitzen glaubt , umso größer
wird die wahrgenommene Kontrolle über das Verhalten sein.
- die wahrgenommene Verhaltenskontrolle kann auf Eigenerfahrungen
beruhen, aber auch auf Beobachtungen und Erfahrungen
anderer Personen
3.1. Einflußmöglichkeiten der neuen Komponente
- Version 1:
Auch bei sehr positiven Einstellungen und positiver subjektiver
Norm werden Personen dann kein Verhalten zeigen,
wenn sie sich aufgrund mangelnder Ressourcen, Fähigkeiten
oder externer Hindernisse nicht in der Lage sehen, ein
bestimmte Verhalten zu zeigen
- die wahrgenommene Verhaltenskontrolle wirkt also direkt
auf die Intention als Entscheidungskomponente bzgl.
des geplanten Verhaltens
- außerdem wirken die Intentionskomponenten wechselseitig
aufeinander
- Version 2:
es wird angenommen, daß ein direkter Einfluß
auf das Verhalten entsteht
- je höher die wahrgenommene Kontrolle die tatsächliche
Kontrolle reflektiert (Vorerfahrungen), tritt direkter Einfluß auf
- strenggenommen wirkt nicht die wahrgenommene, sondern
die tatsächliche Kontrolle auf das Verhalten
3.2. Determinanten der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle
3.2.1. Internale Faktoren
- Korrelation zwischen wahrgenommener Verhaltenskontrolle
und Verhaltensausführung nur bei positivem Zusammenhang
- negative Kontrollerwartung (nach Feststellung von Kontrollillusion)
führt zu pessimistischer Erwartung und dazu, daß
bestimmtes Verhalten garnicht erst versucht wird
(wodurch niemals herausgefunden werden kann, daß der Pessimismus
unberechtigt ist)
- die Erwartung, ein bestimmtes Verhalten erfolgreich
ausführen zu können (Bandura: "self efficacy") begünstigt
die
Ausführung einer Handlung
3.2.2. Information, Fertigkeiten und Fähigkeiten
- Verhalten ist nicht nur eine Funktion der Intention,
sondern auch der Fähigkeiten (Heider, 1958)
3.3.3. Selbstdisziplin und Willensstärke
- handlungsorientierte Personen richten ihre Aufmerksamkeit
auf die Handlungsrealisation und nutzen ihre Kenntnisse und
Fähigkeiten, die Ausführung einer ins
Auge gefassten Handlung zu kontrollieren.
- Lageorientierte Personen sind zentriert auf Gedanken
und Gefühle
- Kuhl (1982) fand höhere Intentions-Verhaltens-Korrelation
für handlungsorientierte vs. lageorientierte Personen
3.3.4. Zwänge und Gewohnheiten
- über bestimmte Verhaltensweisen gibt es wenig
Kontrolle
- Gewohnheiten üben einen direkten Einfluß
auf Verhalten aus
- antizipiert im Modell des geplanten Handelns unter
"wahrgenommene Handlungskontrolle"
3.3.5. Externale Faktoren
- mangelnde Ressourcen (kein Geld)
- unerwartete Ereignisse (Krankheit, Unfälle, schlechtes
Wetter)
- Verhalten anderer Personen
- verhindern Ausführung eines intendierten Verhaltens
4. Weiterführende Modelle
4.1. Simon (1981)
- begrenzte Rationalität des Individuums
- aufgrund des begrenzten Datenzugangs und Verarbeitungskapazität
nur subjektives (verzerrtes) Bild der objektiven Realität
- Handeln nicht zur Erreichung objektiver Handlungsergebnisse,
sondern Bildung eines Anspruchsniveaus, und wählt
das Verhalten, welches auf oder über
diesem Anspruchniveau liegt
- Satisfizierung statt Maximierung (mit geringstem Aufwand:nicht
die beste, sondern eine gute, ausreichende Handlungsmöglichkeit)
- Zeitverknappung oder anhaltende vergebliche Suche
nach einer befriedigenden Handlungsmöglichkeit führt zu einer
Senkung des Anspruchniveaus
- mehrere gute Handlungsalternativen erhöhen
das Anspruchniveau
- Handlungen sind situationsadäquat ( Zeitdruck,
Angst, Euphorie)
- sichere, konfliktfreie Entscheidungen werden möglicherweise,
obwohl suboptimal, bevorzugt
4.2. Schutzmotivation
- Rogers (1983)
- vorwiegend im Berich der Gesundheitspsychologie
Gesundheitsbewußtes Verhalten wird gezeigt, wenn:
1. sehr schwerwiegend eingeschätzte Folgen gesundheitsschädigenden
Verhaltens
2. hohe Wahrscheinlichkeit der Selbstbetroffenheit
3. gesundheitsbewußtes Verhalten wird als effektiv
wahrgenommen, Verhalten ist auch selbst ausführbar (Ernährung)
4. intrinsische und extrinsische Belohnungen für
bisheriges (gesundheitschädliches) Verhalten dürfen im Vergleich
zu Belohnungen für das neue Verhalten
nicht allzu groß sein, bzw. Verhaltenskosten für das gesundheitsbewußte
Verhalten
dürfen nicht allzu hoch sein
- Schutzmotivation ist auch im Umweltverhalten relevant
4.3. Rubikonmodell der Handlungsphasen
- Eagy & Chaiken
- diagnostizieren fehlende Berücksichtigung der
psychologischen Prozesse bei der Umsetzung der Intention
- nichtdepressive Menschen haben mehr Wünsche als
Möglichkeiten
4.3.1. Prädezisionale Phase
- Wahl zwischen den Wünschen
- Faktor ist die Realisierbarkeit
- Entscheidung für einen Wunsch verwandelt diesen
in ein konkretes Ziel
4.3.2. Postdezisionale Phase
- Realisation des verbindlichen Zieles
- Übergang vom prädezisionalen Abwägen
von Wünschen zum Bedenken der Realisierung wird im Handlungsphasenmodell
metaphorisch als "Überschreiten des
Rubikon" bezeichnet
- nach der Entscheidung für ein verbindliches
Ziel liegt die Intenton vor, den vorher unverbindlichen Wunsch zu realisieren
- dies führt zu konkretem Verhalten
Die Bewußtseinslage weist beim Planen folgende
Merkmale auf:
( verschieden experimentelle Studien Gollwitzer
u.a. 1987 - 1990)
- bevorzugte Verarbeitung handlungsinitiierender und handlungsdurchführungsrelevanter
Informationen
- anreizbezogene Informationen werden unterstützend
analysiert
- realisierungsbezogene Informationen werden subjektiv
analysiert
- eigene Möglichkeiten werden überschätzt
- selektive Verarbeitung verfügbarere Informationen
4.4. Absichten und Vorsätze
(Gollwitzer)
- die am "Rubikon" gebildeten Intentionen sind Zielintentionenoder
Absichten
- Absicht verpflichtet die Person
auf das Erreichen des Zielzustandes oder die Ausführung eines Verhaltens
- Vorsätze sind Intentionen, die festlegen, wann,
wo und wie man die Realisierung in Angriff nehmen will
- legt die Ausführung eines bestimmten
Verhaltens beim Auftreten der im Vorsatz spezifizierten Gelegenheit fest
- Vorsätze
- führen zur effektiveren Wahrnehmung von Gelegenheiten
- beschleunigen die Vorsatzhandlung
- delegieren die Auslösung unterschiedlicher Handlungen
an die Umwelt
- Umschaltung von Selbstkontrolle im Moment des Fassens
eines Vorsatzes auf externale Kontrolle
- führen zu schnellerer Informationsfilterung (Studenten
sollten versteckte Figuren in Strichzeichungen finden)
- ziehen die Aufmerksamkeit auf sich
- beschleunigen die Reaktion
- führen zu subliminalen Reaktionen
Ergebnis:
die Realisierungschance einer Zielintention erhöht
sich, wenn konkrete Vorsätze über das wie, wann und wo gefasst
werden
4.5. Veridikalität von Selbstberichten
- Verfälschung von Aussagen über eigenes Verhalten
wegen des Versuches, diese Aussagen sozial erwünscht zu gestalten.
- es kommt entgegen geäußerter Einstellungen
dann zu einem anderen Verhalten
4.6. Ursachenanalyse
- Personen haben oft keine konkreten Annahmen über
ihre Einstellungen
- in Befragungen werden dann Angaben generiert, die mit
dem tatsächlichen Verhalten/ dem kognitiven Inhalt der
Einstellungen nichts oder wenig zu tun haben
4.7. Verhaltensprognose bei mehreren Verhaltensalternativen
- oft haben Menschen mehrere konkurrierende Verhaltensweisen
oder Ziele
- es muß daher eine Reaktionshierarchie berücksichtigt
werden
- Frage: unter welchen Bedingungen setzen sich positive
Einstellungen zum Thema A (Umwelt) gegenüber Thema B
( Bequemlichkeit) durch?
- daher wäre eine Rangfolgenerfassung positiv
- vermutlich entscheidet man sich für diejenige
Alternative unter gleichwertigen, die die geringsten Nachteile aufweist?