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Das
Elaboration-Likelihood-Modell von Petty und Cacioppo
Literatur:
Theorien der Sozialpsychologie Bd. I (Frey/Irle Hrsg)
Kognitive Theorien Verlag Hans Huber 2.Aufl.1993
Sozialpsychologie (Frey/Greif) Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen
4.Aufl.1997 Beltz Verlag Psychologie Verlags Union
1.Die Grundannahmen des Modells
- nach ELM gibt es 2 Wege der Einstellungsänderung
durch Überzeugungsversuche:
- zentraler Weg>> Motivation und Fähigkeit
angebotene Informationen sorgfältig zu verarbeiten und zu bewerten
-Einstellungsänderung als Funktion
der Güte der dargebotenen Argumente und der Überzeugungskraft
der Information
- peripherer Weg>>Einstellungsänderung durch
Reize/Verstärker (Attraktivität des Kommunikators z.B.), weil
Koppelung mit positiven
Gefühlen erfolgt
- Einstellungen werden auf die affektive Komponente reduziert: sie sind allgemeine Bewertungen der eigenen Person, anderer Menschen, Objekte, Sachverhalte, und diese allgemeinen Bewertungen beruhen auf Verhaltens-,affektiven und kognitiven Erfahrungen die zukünftiges Verhalten, affektive und kognitive Erfahrungen beeinflussen.
2.Die sieben Postulate
2.1. Personen sind motiviert, adäquate Einstellungen
(correct attitudes) zu erwerben und zu besitzen
- demnach sind Menschen motiviert, angemessene/korrekte
Einstellungen zu besitzen
- die Richtigkeit/Korrektheit bemißt sich dabei
am Vergleich mit anderen, die die Gültigkeit der eigenen Meinung
bestätigen
- Grundlage ist Festingers Theorie
der sozialen Vergleichsprozesse
2.2. Intensität, Art und Weise, wie Informationen
verarbeitet werden, hängt von den Fähigkeiten und derMotivationslage
ab
- zusätzlich wirken individuelle und situationale
Faktoren
- bei genügender Motivation und hohen Fähigkeiten
erwarten P&C eine große Wahrscheinlichkeit der tiefen und intensiven
Verarbeitung einer Information (Elaboration
Likelihood)
- hohe Aufmerksamkeit hinsichtlich der dargebotenen
Informationen
- relevante Assoziationen, Bilder und Erfahrungen werden
aus dem Gedächtnis abgerufen
2.2.1 Verarbeitungstiefe
- Wirksamkeit peripherer Reize, z.B. Attraktivität
des Kommunikators: sehr oberflächliche Verarbeitung, kaum Nachdenken
über die Botschaftsinhalte
- Einstellungswandel primär Folge peripherer
Reize
- intensive und tiefe Verarbeitung unter individueller
Beurteilung jedes einzelnen Argumentes hinsichtlich Qualität und
Implikationen
- Integration in die Einstellungsstruktur (zentraler
Weg)
- Informationsverarbeitung kann dabei objektiv/unvoreingenommen,
oder durch die Ausgangseinstellung beeinflusst/verzerrt und
voreingenommen sein
2.2.1.1. Eigenschaften der Kommunikation selbst
- bei subjektiv hoher Bedeutung >> hohe Motivation
zur gründlichen Verarbeitung
- je höher die Komplexität, umso geringeres
Verständnis und Bewertungsmöglichkeit
2.2.1.2. Eigenschaften des Kommunikationskontextes
- bei Vorinformation über die Beeinflussungsabsicht
hohe Motivation zu besonders kritischer Beleuchtung
- Zeitdruck oder ablenkende Reize/Störungen setzen
die Fähigkeiten zur Informationsverarbeitung herab
- dies beeinflußt die Einstellungsveränderungsgrundlage
(peripher/zentral) und deren Stabilität
2.2.1.3. Eigenschaften über Rezipienten
- Rezipienten, die gerne über Probleme nachdenken,
können motivierter sein, eine Botschaft gründlicher zu analysieren
- Umfangreiches Vorwissen über das Thema der Kommunikation
erleichtert die tiefe Verarbeitung der Kommunikation
2.2.1.4. Eigenschaften der Kommunikatoren
- dienen die dargebotenen Kommunikatonen den Interessen
des Kommunikators, motiviert dies die Rezipienten zu besonders
kritischer und genauer Verarbeitung der
dargebotenen Informationen
- hat der Kommunikator eine angenehm Stimme und Erscheinung,
wird dies die Auseinandersetzung mit der Botschaft
wahrscheinlich erleichtern
2.2.1.5. Medium der Botschaft
- audiovisuelle Präsentation führen ein Thema
lebhafter und anschaulicher vor und motivieren zur Auseinandersetzung
- Print-Medien erlauben hingegen eine tiefere Verarbeitung
von komplexen Inhalten, als bei audiovisueller Darbietung
des gleichen Materials, da wiederholtes und genaueres
Lesen möglich
2.3. Ausmaß und Richtung der Einstellungsänderung
- können durch eine Vielzahl von Variablen beeinflußt
werden
Grundsätzlich drei Wege:
- zentral: Wahrnehmung als Argument (stützt oder widerlegt)
- periphere Reize wirken
- Ausmaß und Richtung der Verarbeitung des Botschaftsinhaltes werden
bestimmt
- ein und dasselbe Merkmal (Beispiel:Kommunikator: der
Tennisspieler Yannick Noah) für unterschiedliche Personengruppen
- als überzeugendes Argument für
das Produkt/eine Einstellungsdisposition
- als verstärkender peripherer Reiz
- als Determinante der Verarbeitungstiefe
der Botschaft
2.4. Motivations- und Fähigkeitenvariation durch
Variable
- erhöhen Variable die Motivation oder Fähigkeit
einer Person zur objektiven Informationsverarbeitung, führt
dies dazu, daß
- schlagkräftige und überzeugende
Argumente auch als solche erkannt werden und daher großen Einfluß
auf die Einstellungsstruktur
ausüben können
- weniger überzeugende Argumente als unzureichend
durchschaut und damit weniger einstellungsändernd wirksam werden
- Reduzierung der Motivation und Fähigkeiten führt
zu einer Nivellierung der Effekte starker oder schwacher Argumente, weil
die Qualität der starken als auch die Mängel
der schwachen Argumente nicht als solche (vollständig) erkannt werden
- demzufolge ist anzunehmen:
starke Argumente
>>> mehr Zustimmung bei sorgfältigem Nachdenken/tiefer Verarbeitung
>>> geringere Zustimmung bei eher oberflächlicher/geringerer Verarbeitungsintensität
schwache Argumente >>> mehr Einstellungsänderung
bei oberflächlicher vs. tiefer Verarbeitung
2.5. Verzerrende Variablen modulieren kognitive Reaktionen
- Verstärkung oder Verhinderung positiver/negativer
kognitiver Reaktionen auf Botschaftsinhalte
- Leitung der Botschaftsverarbeitung "Top Down" durch
ein Verarbeitungsschema
- das bedeutet eine Filterung der Gedankengänge
in einer subjektiv erwünschten Richtung (Politiker argumentiert zu
Gunsten einer ihn betreffenden Diätenerhöhung, versucht, dagegensprechende
Argumente zu widerlegen)
2.6. Modulation peripherer Hinweisreize
- bei geringer Motivation/Fähigkeit zur intensiven
Verarbeitung erhöht sich die Relevanz peripherer Reize als Einstellungsdeterminante
- periphere Hinweisreize verlieren an Einfluß,
je sorgfältiger und intensiver die Informationsverarbeitung
- periphere Reizwirkung steigt bei Nachlassen der Motivation/Befähigung
zur intensiven Verarbeitung einer Botschaft
2.7. Stabilität von Einstellungsänderungen
- durch intensive Verarbeitung von Argumenten oder Informationen
sind zentral hervorgerufene Einstellungsänderungen
stabiler, erlauben bessere Verhaltensvorhersagen
und weisen größere Resistenz gegen anderslautende Argumente
auf, als
Einstellungsänderungen, die Reaktion
auf periphere Reize sind.
- Einstellungsschema wird häufiger aufgerufen
und modifiziert, daher in sich konsistenter und verfügbarer
- Selbstwahrnehmung, daß eine Einstellungsposition
durch intensives Nachdenken und sorgfältige Informationsverarbeitung
erworben wurde, erhöhen die Sicherheit über
die Richtigkeit der eigenen Einstellung
3. Faktoren, die das Ausmaß objektiver Verarbeitung
beeinflussen
3.1. Ablenkung
- ablenkende Reize hindern bei der Konfrontation mit
einstellungsdiskrepanter Kommunikation an der tiefen Verarbeitung (Finden
von
Gegenargumenten) und daran, die Quelle der
Botschaft abzuwerten (Festinger & Maccoby 1964)
- daher stärkeren Einstellungswandel, als nicht
abgelenkte Personen
- abgelenkte Personen erkennen die Gewichtung guter/starker
Argumente nur teilweise, können aber auch die Schwachpunkte
weniger schlagkräftiger Argumente übersehen
- Beispiel: Argument zur Erhöhung der Studiengebühren
gegenüber Studenten (einstellungsdiskrepant)
- Verwendungszweck: Kauf neuer Bücher = starkes Argument
Erhöhung der Gehälter der Mitarbeiter: schwaches Argument
im Experiment zeigt sich nur bei geringer Ablenkung Einstellungsänderungen
bei starken Argumenten
bei starker Ablenkung waren die starken Argumente nicht wirksamer, als
die schwachen
- Ablenkung steuert also die Verarbeitungstiefe
- die Fähigkeit zur Informationsverarbeitung nimmt
mit zunehmender Ablenkung ab.
3.2. Stimmungen
- gute Stimmung als peripherer Reiz erleichtert die Annahme
einer Botschaft (Werbung)
- Personen in guter Stimmung vermeiden kognitive Anstrengungen
(Isen, 1987)
- Experiment Studiengebührenerhöhung:
- gut gestimmte Vpn ließen sich
nicht unterschiedlich hinsichtlich der Argumentequalität beeinflussen
- schlecht gestimmte Vpn zeigten deutlich
mehr Einstellungswandel nach der Konfrontation mit starken als nach nach
der
Exposition an schwache
Argumente (intensivere Informationsverarbeitung)
- positive Stimmung führt zu oberflächlicher
Verarbeitung (Woth & Macke 1987)
Ausmaß der Einstellungsänderung nicht
durch die Güte der Argumentation bestimmt, sondern durch periphere
Reize
(Expertenstatus des Kommunikators - Arzt in der
Zahnpastawerbung) (siehe auch nochmals Postulat
6 ELM)
- bei fehlender Motivation/Fähigkeit zur intensiven
Auseinandersetzung bestimmen periphere Reize maßgeblich die Annahme
oder Ablehnung der angesonnenen Position
neutrale Stimmung: Manipulation der Argumentequalität erfolgreich>>> können Personen dargebotene Informationen gründlich verarbeiten, wirken gute Argumente stark, schlechte Argumente kaum, periphere Reize werden nicht wirksam
Annahme:
- Personen in guter Stimmung
meiden die
intensive Auseinanderseitzung mit widersprüchlichen Informationen,
weil diese die eigene gute Stimmung
beenden könnte.
(motivationaler Ansatz)
sind von der
Verarbeitung externer Reize abgelenkt, da die positive Stimmung viele positiv
Stimmungen und Assoziationen
weckt, deren
Verarbeitung eine gewisse Kapazität beansprucht (Verarbeitungskapazitätserklärung)
Experimentelle Befunde sprechen für die Verarbeitungskapazitätserklärung:
- Vpn in guter Stimmung beschäftigten sich länger
mit einstellungsdiskrepanten Botschaften, als Vpn in neutraler Stimmung.
Bei schlagkräftigen Argumenten kam es zu Einstellungsänderungen,
jedoch bei gut gestimmten Vpn dauerte der Beinflussungsprozess länger.
Die gutgestimmten Vpn kompensieren die geringere Verarbeitungskapazität
also durch längere Verarbeitungszeit.
Die motivationale Erklärung hätte dagegen angenommen,
daß die Dauer der Verarbeitung (wg. der Vermeidung diskrepanter Inhalte)
abgenommen hätte.
- es ist also bei vorhandener schlüssiger Argumentation nicht anzuraten, die Rezipienten durch periphere Reize in besonders gute Stimmung zu versetzen, weil dies die Verarbeitungstiefe und damit den Einfluß starker Argumente reduzieren könnte.
3.3. Wiederholung der Botschaft
- Wiederholung von überzeugenden Kommunikationen
erhöht zunächst die Zustimmung
- bei hoher Zahl von Wiederholungen reduziert sich dieser
Effekt wieder ( Calder & Sternthal 1980/Gorn & Goldberg 1980)
ELM-Vorschlag von Petty & Cacioppo:
- zwei Stufen Modell
- erste Stufe: moderate Zahl an Wiederholungen zur Erleichterung
der intensiven Verarbeitung beim Rezipienten
vorteilhaft bei komplexeren Botschaften/ geringeren kognitiven Fähigkeiten
der Rezipienten
- zweite Stufe: weitere Wiederholungen dürften zu
negativerer Einstellung aus Reaktanzeffekten
oder zu Langeweile führen
3.4. Need für Cognition /Bedürfnis nach Kognition
- Personen unterscheiden sich darin, inwieweit sie kognitive
Analysen vornehmen und als angenehm empfinden
- Need für Cognition-Skala (NC-Skala)
- Annahme:
- Personen mit hohem Bedürfnis nach Kognition zeigen
stärkeres kognitives Engagement und verarbeiten relevante Argumente
tiefer.
NC-Skala mißt nicht die Fähigkeit,
sich mit präsentiertem Material auseinanderzusetzen, sondern die Motivation,
sich mit
komplexem Material auseinanderzusetzen
3.5. Persönliche Relevanz oder persönliche
Betroffenheit
- persönliche Relevanz: wenn Thema wichtige Implikationen
für das eigene Leben besitzt
- pR führt zu einer stärkeren Motivation, themenrelevante
Argumente intensiv zu verarbeiten
- Atomkraftwerk nahebei oder weit weg
- bei hoher persönlicher Relevanz stärkere
Wirkung von guten vs. schlechten Argumenten
- bei niedriger Relevanz kein solcher Effekt
- bei persönlicher Betroffenheit (Thema liegt in
engem Bezug zu zentralen Werten einer Person)
werden Einstellungspositionen verteidigt und Gegenargumente
gegen
die einstellungsdiskrepanten Informationen generiert
3.6. Weitere, das Ausmaß der Informationsverarbeitung
beeinflussende, Faktoren
- persönliche/kollektive Verantwortlichkeit
- Engagement einer Einzelperson zur Lösung einer
Aufgabe läßt nach, wenn diese Aufgabe von einer Gruppe durchgeführt
wird
- Einstellungsbotschaften werden weniger intensiv verarbeitet,
wenn eine Person erwartet, die Aufgabe der Beurteilung einer
dargebotenen Information mit anderen Rezipienten
zu teilen
-Körperhaltung
- im Liegen tiefere Verarbeitung als im Sitzen oder Stehen
- Komplexität und Verständlichkeit der Botschaft
- Intelligenz und Bildung des Rezipienten
- Medium der Botschaft
- schriftliche Vorgabe steigert die intensive Verarbeitung,
da Selbstbestimmung des Verarbeitungstempos
- Herzrate
- hohe Herzschlagfrequenz korreliert mit intensiverer
Informationsverarbeitung
- Zahl der Kommunikatoren zu einer bestimmten Einstellungsposition
- peripherer Reiz: viele Kommunikatoren vertreten dieselbe
Position (leichte Beeinflussung)
- dies kann aber auch dazu führen, daß Rezipienten
die Information besonders intensiv verarbeiten
- all diese Variablen führen zu einer güteverstärkenden
Botschaftsverarbeitung, d.h. es werden stärkere Argumente gestützt,
und schwächere werden erkannt.
- biased elaboration: Intensive Verarbeitung kann
auch darin bestehen, daß man versucht, die eigene Person gegen einen
Angriff zu verteidigen, indem man Gegenargumente gegen die Botschaft entwickelt.
P & C nennen dies "voreingenommene Informationsverarbeitung"
4. Voreingenommene Informationsverarbeitung (biased elaboration)
4.1. Vorkenntnisse
- je mehr themenbezogene Vorkenntnisse vorhanden sind,
umso größer wird die Tendenz sein, dem eigenen Schema widersprechende
Informationen zu widerlegen bzw. besonders rezeptiv auf Informationen zu
reagieren, die der eigenen Wissensstruktur entsprechen. (vgl.auch
Hypothesentheorie
der Wahrnehmung und
Dissonanztheorie )
Es bestätigte sich, daß der Inhalt einer Botschaft als überzeugender beurteilt wurde, wenn eine dominante Wissenstruktur vorhanden war. (Religiöse Studenten vs. Jurastudenten zum Thema Todesstrafe)
- Reaktion auf einstellungsdiskrepante Kommunikation (Umweltschutz)
- bei hohen Vorkenntnissen bei einstellungsdiskrepanten
Botschaften vermehrt Gegenargumente und weniger unterstützende Gedanken,
als
wenn die Vpn weniger Vorwissen hatten.
Dementsprechend weniger Beeinflussung der ersten Gruppe in Richtung gegen
den Umweltschutz.
4.2. Vorwarnungen in bezug auf den Inhalt einer Botschaft
oder eine Überzeugungsabsicht
- Information über die Botschaft
oder
- Information über die Überzeugungsabsicht
Studien widersprüchlich bzgl. der Änderung der Einstellung.
im ELM werden die Forschungsergebnisse neu geordnet:
Annahme:
- die Effekte beider Arten der Vorwarnungen hängen
von der Motivation und der Fähigkeit einer Person ab, über das
Einstellungsthema
nachzudenken.
- bei niedriger Motivation/Fähigkeit erhöhen
Vorwarnungen den Einfluß peripherer Reize (Glaubwürdigkeit des
Kommunikators)
- bei hoher Motivation/Fähigkeit oder starker Festlegung
auf die Ausgangsposition erhöhte Resistenz gegen Beeinflussungsversuch
- in diesem
Fall wird während der Erwartung der Botschaft mit Gegenargumenten
und der Suche nach unterstützenden Argumenten
versucht, die eigene Ausgangsposition zu verteidigen (biased processing)
Es zeigte sich, daß Vorwarnungen über Botschaftsinhalte Einstellungsänderungen dann am stärksten verhindern, wenn genügend Zeit zwischen der Warnung und der Präsentation der Botschaft war, so das die Vpn Gegenargumente und unterstützende Gedanken für die eigene Position generieren konnten
Eine Vorwarnung über die Beinflussungsabsicht
intensiviert ebenfalls die voreingenommene Informationsverarbeitung, und
führt nicht (wie evtl. anzunehmen) zu einer Abwertung der Botschaftsquelle
oder der Botschaft selbst.
Vorwarnung führt zu Reaktanz
- das Zurückweisen der Einstellungsbotschaft und Beharren auf der
eigenen Einstellungsposition kommt einer direkten Wiederherstellung der
bedrohten Meinungsfreiheit gleich.
4.3. Weitere Faktoren zur voreingenommenen Informationsverarbeitung
- sehr häufige Wiederholungen führen zu verstärkter
Gegenargumentation
- hohe Relevanz des Themas in bezug auf die eigenen Wertvorstellungen
motiviert Personen zur intensiven voreingenommenen
Informationsverarbeitung(Verteidigung der eigenen
Position)
- Reaktionen des Publikums auf die vorgetragene Botschaft
(Zwischenrufe) können zu voreingenommener Verarbeitung
(Produktion von Gegenargumenten) führen,
wenn sie nicht adäquat pariert werden
4.4. Verarbeitungstiefe und Einfluß peripherer
Reize
4.4.1. Bei persönlicher Relevanz
- Expertenstatus des Kommunikators ist einer der wichtigsten
peripheren Reize
- Postulat 6 des ELM läßt dies dann annehmen,
wenn Motivation/Fähigkeit fehlt, über Argumente intensiv nachzudenken
- bei hoher persönlicher Relevanz ist Argumentenqualität
eine wichtige Determinante der Überzeugung
- Experten erreichen vermehrten Einstellungswandel bei
niedriger persönlicher Relevanz
- Kommunikatoreigenschaften erwiesen sich nur dann als
wichtige Determinanten von Einstellungsänderungen, wenn die dargebotenen
Botschaften Themen betrafen, die keine hohe persönliche Relevanz für
die Rezipienten besaßen, und diese somit nicht zur intensiven Auseinandersetzung
mit den Botschaftsinhalten motiviert waren.
- anders gesagt: peripherer Reiz wirkt nur bei geringer
persönlicher Relevanz
4.4.2. Weitere informationsbeeinflussende Reize
- Erhöhung der Anzahl der Argumente einer Botschaft
als peripherer Reiz
- es zeigte sich, daß die Anzahl der Argumente
nur bei geringer persönlicher Relevanz Determinante des Einstellungswandels
war, nicht jedoch bei hoher Relevanz
- Glaubwürdigkeit und Attraktivität der Quelle
hat einen stärkeren Einfluß auf Einstellungsänderungen,
wenn komplexe
Botschaften über Video oder Audiotape,
als wenn sie in geschriebener Form präsentiert wurden.
- bei geschriebener Präsentation besteht
eher die Möglichkeit intensiverer Verarbeitung
dies ist bei Videodarbietung
nicht möglich, daher orientiert man sich an peripheren Reizen
Es zeigt sich in allen Untersuchungen,
daß periphere Reize nur dann wirksam für Einstellungsänderungen
werden, wenn geringe Vorbildung und geringe persönliche Relevanz
vorliegt.
Bei Vorliegen hoher Vorbildung und hoher persönlicher
Relevanz werden Einstellungsänderungen nur wirksam, wenn eine eingehende
Auseinandersetzung mit dem dargebotenen Botschaftsinhalt erfolgen kann.
4.5. Folgen des Einstellungserwerbs auf peripherem
und zentralem Weg
- auf zentralem Weg erworbene Einstellungen sind gem.
Postulat
7 des ELM stabiler über die Zeit, erlauben bessere
Verhaltensvorhersagen , und weisen größere
Resistenz gegenüber Gegenargumenten auf.
- dies wurde in vielfacher Weise nachgewiesen und repliziert
Kommunikatoren, die daran interessiert
sind, langfristig stabile, gegen Gegenargumente gefeite und verhaltenssteuernde
Einstellungen zu einem bstimmten Thema zu erzeugen, sollten in die Qualität
ihrer Botschaft investieren, und gleichzeitig sicherstellen, daß
die potentiellen Rezipienten dazu willens und fähig sind, die Botschaft
intensiv zu verarbeiten.